Gleich vier Länder boykottieren den Eurovision Song Contest 2026 wegen der Teilnahme Israels

Eines davon – Mitglied der «Big Five»
Gleich vier Staaten – Spanien, Irland, die Niederlande und Slowenien – haben ihre Teilnahme am Eurovision Song Contest 2026 abgesagt. Grund dafür ist die Entscheidung der Europäischen Rundfunkunion (EBU), Israel zum Wettbewerb zuzulassen. Die Show soll im Mai 2026 in Wien stattfinden.
Was zuvor geschah
Am Vortag stimmte die Mehrheit der EBU-Delegierten für eine Änderung der Wettbewerbsregeln. Wie die Union erklärte, zielten die Reformen darauf ab, den Grad der Politisierung des Eurovision Song Contest zu verringern und das Vertrauen in seine Abläufe zu stärken.
«Die neuen Regeln sollen das Vertrauen in den Wettbewerb festigen, seine Transparenz erhöhen und seinen neutralen Charakter betonen», heißt es in der Pressemitteilung der EBU.
In dem Dokument wird außerdem präzisiert, dass alle Rundfunkanstalten, die Mitglied der Organisation sind und dem aktualisierten Regelwerk zustimmen, am Eurovision Song Contest 2026 teilnehmen dürfen.
Da die Regeln überarbeitet wurden, wurde die Frage zur Teilnahme Israels automatisch von der Tagesordnung genommen. Zu den Änderungen zählen Maßnahmen, die den Einfluss politischer Faktoren – einschließlich Unterstützungs-kampagnen – einschränken. Zudem wurden die Befugnisse der nationalen Jurys erweitert: Ihre Bewertungen sollen wieder in den Halbfinals berücksichtigt werden. Zur Erinnerung: Vor allem durch das Televoting erreichte die israelische Sängerin Yuval Raphael den zweiten Platz beim Eurovision Song Contest 2025 in Basel.

Reaktionen der boykottierenden Länder
Der spanische Sender RTVE erklärte, dass die Entscheidung der EBU sein «Misstrauen gegenüber der Organisation des Festivals» nur verstärkt habe, und verzichtete nicht nur auf die Teilnahme, sondern auch auf die Ausstrahlung des Wettbewerbs. Spanien gehört zur «Big Five», den Ländern mit dem größten finanziellen Beitrag zur EBU.
Der irische öffentlich-rechtliche Sender RTÉ betonte, dass eine Teilnahme «angesichts der entsetzlichen Verluste von Menschenleben in Gaza und der humanitären Krise, die weiterhin die Zivilbevölkerung bedroht», unvertretbar sei.
Der niederländische Sender AVROTROS erklärte, dass eine Teilnahme «unter den derzeitigen Umständen mit grundlegenden gesellschaftlichen Werten unvereinbar» sei.

Wer sich gegen den Boykott stellte
Gegen einen Ausschluss Israels sprachen sich Deutschland und Österreich – das Gastgeberland des Wettbewerbs 2026 – aus.
Laut Aleksandar Vuletić, Eurovision-Forscher und Autor des Buches «Postwar Europe and the Eurovision Song Contest», handle es sich um «den schwerwiegendsten Boykott in der Geschichte des Wettbewerbs. Boykotte habe es zwar schon früher gegeben, doch meist handelte es sich um bilaterale Konflikte».
Kontext
Die Forderungen, Israel auszuschließen, wurden erstmals nach dem Wettbewerb 2025 laut. Damals belegte das Land den zweiten Platz im Finale, erhielt jedoch die meisten Zuschauerstimmen. Ausgerechnet der spanische Sender hatte die Diskussion angestoßen und erklärt, dass «das Televoting durch militärische Konflikte beeinflusst werden könne», insbesondere durch den Krieg in der Ukraine, was «den kulturellen Charakter der Zeremonie verwässern» könne. RTVE äußerte zudem Bedenken hinsichtlich der Transparenz des Televotings.
Foto: Instagram @eurovision




